Studienbeginn

Mit dem Beginn des Studiums beginnt ein Lebensabschnitt, der ganz anders ist als alle bisherigen. Hinzukommen die Besonderheiten des Jurastudiums mit seinem klassischen Aufbau, an dessen Ende das erste Staatsexamen steht. Wir haben Expert:innen und unsere Community nach Tipps und Tricks für den Studienbeginn gefragt, die wir auf dieser Seite an Euch weitergeben.

“Jura ist spannend! Lassen Sie sich darauf ein, denn Begeisterung für das Fach ist die beste Motivation.” – Prof. Dr. Anne Sanders

Liebe Studierende,

Jura ist ein spannendes Fach! Es verbindet große Ideen wie Gerechtigkeit mit allen Bereichen unseres Lebens vom Abfallrecht bis zur Zivilprozessordnung. Lassen Sie sich darauf ein, denn Begeisterung für das Fach ist die beste Motivation.

Ihre Vorbereitung auf das Staatsexamen am Ende beginnt mit dem ersten Semester. Arbeiten Sie kontinuierlich vom ersten Tag an mit und nicht nur kurz vor den Klausuren, dann muss man später nicht in Panik verfallen. Dazu drei Tipps:

1. Gute Zeitplanung!

Machen Sie sich einen Stundenplan, in den Sie alle Veranstaltungen und die Zeiten für Vor- und Nacharbeiten eintragen. Machen Sie sich morgens eine realistische Liste und streichen Sie das Geschaffte ab. Wenn Sie für den Tag fertig sind, dann räumen Sie die Jura-Sachen weg und machen Sie was anderes, z.B. Sport (ist gut für Stimmung und Leistungsfähigkeit). Trennen Sie klar zwischen Arbeit und Freizeit. Dazu gehört: Smartphone während des Arbeitens ausmachen und in die andere Ecke des Zimmers legen. Multi-Tasking klappt nicht.

2. Nur anwendbares Wissen zählt!

In Jura reicht es nicht, Definitionen einfach auswendig zu lernen. Sie müssen verstehen, wie man Gesetze und bei der Falllösung anwendet, wie man diskutiert, ob einzelne Tatbestandsmerkmale vorliegen oder nicht. Machen Sie mit in AG/Tutorial, wo man zeigt, wie das geht. Versuchen Sie es selber. Der Unterschied zwischen „das klingt ja gut, was der/die da macht“ und Selbermachen ist riesig!

3. Lernen Sie andere Menschen kennen!

Nehmen Sie an den Angeboten zum Kennenlernen von Fachschaft & Co teil. Nein, das Anstoßen über Video kann die Party nicht ersetzen, aber es ist besser als nichts. Je mehr Kontakte Sie knüpfen und sich austauschen – nicht nur über Jura! – desto besser.

Anwaltskanzleien und Justiz brauchen Nachwuchs, nicht nur mit Spitzennoten. Die Welt wartet also auf Sie! Viel Erfolg!

Prof. Dr. Anne Sanders, M.Jur. (Oxon) ist Inhaberin des Lehrstuhls für Bürgerliches Recht, Unternehmensrecht, das Recht der Familienunternehmen und Justizforschung an der Universität Bielefeld sowie Richterin am OLG Hamm. Gemeinsam mit Prof. Dr. Dr. h.c. Barbara Dauner-Lieb veröffentlicht sie regelmäßig Ratschläge für ein erfolgreiches Studium, schwerpunktmäßig zur Examensvorbereitung.

“Die Studienzeit kann die schönste und prägendste Zeit eures Lebens werden, wenn Ihr es zulasst.” – Frederick Milz

1. Gebt euch Zeit

Das Jurastudium ist einzigartig – und ganz anders als die Schulzeit. Ob Studieninhalte, Prüfungsaufbau oder Staatsexamen; Vergleichbares findet sich kaum.

Um sich an diese Besonderheiten zu gewöhnen, benötigt es Zeit. Lasst euch nicht verunsichern, wenn ihr am Anfang ein paar Anlaufschwierigkeiten habt. Ihr wachst mit der Zeit.

2. „Das Jurastudium ist ein Marathon“

Diese Aussage wird euch in Zukunft häufiger begegnen; so häufig, bis ihr sie nicht mehr hören könnt. Das macht sie nicht weniger wahr, obwohl sie oft nicht weit genug erzählt wird:

Es stimmt, dass die Inhalte des ersten Tags im Examen abgerufen werden können. Doch bis dahin ist ein langer Weg; wer am Anfang overpaced, wird Schwierigkeiten haben, das Ziel zu erreichen. Ausdauer ist Trumpf.

Was gerne vergessen wird: wer sich nur auf das Ziel – das Examen – fixiert, macht sich von diesem abhängig. Weil niemand weiß, was auf dieser langen Reise geschehen wird, gibt es keine Garantie für das Erreichen dieses Erfolgs. Genießt den Weg dorthin mit seinen Höhen und Tiefen; die Studienzeit kann die schönste und prägendste Zeit eures Lebens werden, wenn ihr es zulasst.

3. Der Vergleich macht unglücklich

Am Ende des Examens ist die Note entscheidend für die berufliche Zukunft. Dieser Leistungsgedanke begegnet euch schon während des Studiums und kann sehr belastend sein. Vergesst aber nie: ihr habt ganz unterschiedliche Voraussetzungen. Der/die eine kommt aus einer Juristenfamilie, der/die andere muss drei Tage pro Woche arbeiten, um sich das Studium finanzieren zu können. Sollten man beide Studienverläufe vergleichen? Vermutlich nicht.

Frederick Milz studiert Rechtswissenschaft an der Universität zu Köln und ist Co-Host des Podcasts „Jura und die Welt da draußen“, den ihr auf allen Streamingdiensten finden könnt.

“Dass es in einem mehrjährigen Studium Höhen und Tiefen gibt, ist normal – bis zu einem gewissen Grad.” – Alica Mohnert

Studienstart – das ist ein neuer Abschnitt in Ihrem Leben, eine echte Weichenstellung! Aber: nicht Ihre erste und letzte Chance, Ihre Zukunft zu gestalten.

Jura ist nicht gerade dafür bekannt, ein laues Studium zu sein. Viele empfinden im Laufe der Semester starken Leistungsdruck, vor allem, wenn es aufs Staatsexamen zugeht. Dass es in einem mehrjährigen Studium Höhen und Tiefen gibt, ist normal – bis zu einem gewissen Grad.

Auf dem Weg zum Abschluss können Sie sich und Ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen, die im gleichen Boot mit Ihnen sitzen, gegenseitig unterstützen. Weder an der Uni und noch beim Justizprüfungsamt gibt es einen geheimen Keller mit einer endlichen Anzahl an Punkten, die es in Klausuren maximal zu verteilen gibt. Kooperieren Sie miteinander beim Lernen; davon haben alle mehr als jeder allein gegen alle anderen. Pflegen Sie auch Ihre Freundschaften außerhalb der Fakultät weiter. Manchmal ist es auch schön, einen Abend lang garantiert nicht über Jura zu reden.

Wenn es für Sie im Studium aber trotz sozialer Unterstützung nur noch Tiefen gibt und Sie an Jura fundamental keinen Spaß haben, denken Sie daran: Es ist Ihr Leben, niemand kann für Sie glücklich sein. Es gibt Alternativen. Sie können die Weichen jederzeit neustellen.

Alica Mohnert, Diplom-Psychologin, Mag. iur., LL.M. (CUPL/中国政法大学), forscht, lehrt und publiziert unter anderem auf dem Gebiet der Psychologie im Recht. Ihre juristischen Schwerpunkte liegen im Bürgerlichen Recht, insbesondere Deliktsrecht, IT-Recht, Gesellschaftsrecht sowie Methodik und Grundlagenforschung. Zudem arbeitet sie als Expertin für Rhetorik und gute Präsentation.

“Nicht direkt aufgeben, wenn etwas nicht super läuft. Dranbleiben lohnt sich!” – Tipps aus der Community

1. Nicht stressen lassen

Lasst Euch nicht von anderen verunsichern. Erst einmal alles auf sich einwirken lassen! Lasst Euch auch von der Stoffmenge der ersten Wochen nicht überrollen, bleibt ruhig, denn: es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird.

2. Strukturiert und kontinuierlich lernen

Fragt Euch, wie Ihr am besten lernt (stures Auswendiglernen, Lernkarten schreiben, viele Übungsfälle lösen…) und macht euch Lernpläne. Nehmt Euch dabei aber nicht zu viel auf einmal vor. Verzweifelt nicht, wenn Dinge nicht direkt im Kopf behalten werden, sondern bleibt am Ball. Fangt am besten auch direkt an, Übungsklausuren zu schreiben, um die Prüfungssituation zu trainieren: Fälle lösen ist das A und O.

3. Bücher sinnvoll einsetzen 

Kauft nur die Bücher, die Ihr auch wirklich benötigt und die Ihr auch selbst gut findet. Nutzt Fallbücher zur Übung für die Klausuren und Lehrbücher, um den Stoff nachzuschlagen. Lasst Euch nicht von denen blenden, die ein Regal voller Lehrbücher haben, denn alleine vom Kauf besteht man keine Klausur.

4. Über den Tellerrand hinausblicken

Nutzt die Möglichkeit, ein Auslandssemester zu absolvieren. Die Universitäten haben nicht nur tolle Partner-Unis im Rahmen des Erasmus-Programms, sondern auch Beratungsangebote, die Ihr nutzen solltet, um eure Zeit im Ausland zu planen. Besucht zudem Vorlesungen anderer Fakultäten und erweitert dadurch euren persönlichen Horizont.

5. Rückschläge gehören dazu

Nicht direkt aufgeben, wenn etwas nicht super läuft. Dranbleiben lohnt sich! Setzt euch realistische Ziele und macht Euch nicht verrückt, denn am Anfang sind alle noch ziemlich planlos. Schmeißt nicht direkt hin, wenn die ersten Noten nicht so toll sind. Nach einem Tief kommt auch wieder ein Hoch!